Bei der Anfahrt auf die BMW Zentrale in München sticht das Ensemble der vier Türme und dem Rundbau des Architekten Karl Schwanzer ins Auge. Das im Volksmund als Salatschüssel oder Weißwurstkessel bezeichnete Gebäude von 1973 birgt im Inneren u.a. die Wechselausstellungen des BMW Museums. Seit einigen Monaten wird dort die Geschichte des Mini anhand unterschiedlicher Fahrzeugmodelle, aber auch Designstudien und Hintergrundinformationen präsentiert. Alles in Allem anschaulich, doch so recht mögen die Stimmung und die Atmosphäre, für die der Mini steht, nicht aufkommen.
Die einst britische Marke besticht seit 2001 unter dem Dach der BMW Gruppe durch mehrere Markenwerte: britischer Stil, Tradition, Lebensfreude und Internationalität. Alles Themen, die junge und dynamisch weltoffene Interessierte ansprechen sollen. Und wie ist es möglich, dies nun auch in einer Ausstellung zu transportieren? Also in einem geschlossenen Raum, der so gar nicht für den Mini gemacht ist, denn dieses Auto ist zum Fahren und Spaßhaben draußen kreiert?
Diese Gedanken blitzen immer wieder in der Ausstellung auf: wie ein solch lebendig gemachtes Auto in einer streng vorgegebenen Architektur wirken kann. Dies beginnt am Anfang der Ausstellung schon mit dem Aufstieg in der Rotunde im Inneren des Gebäudes. Links und rechts der Rampe reihen sich fest installierte Informationstafeln aneinander, die detailliert die Entstehung des Minis und seiner ersten Jahre beschreiben. Ton- und Filmdokumente unterstützen die Informationen. Dann endlich die ersten Modelle, unnahbar fern wie Kunstwerke an der Wand. So richtig mag bei der chronologischen Abfolge kein Kopfkino anspringen, denn die Architektur lässt nun mal nur eine solche Art der Präsentation zu. Und diese Architektur ist eben sehr dominant.
Und weiter geht’s hinauf bis zur ersten Plattform, auf der nun verschiedenste Modelle des Minis – Sondermodelle und Klassiker – dicht beieinander stehen. Leider in einem sehr dunklen Raum inszeniert ist es aber möglich, sich den Modellen zu nähern und diese auch mal im Detail zu betrachten. Hier ist spürbar, was den Mini ausmacht. Und wer wäre nun nicht gerne ein stolzer Besitzer eines solchen Autos mit einer so spannenden Geschichte? Der viel zu dunkle Raum – ebenso auf der zweiten Plattform – lässt allerdings nicht viel mehr Träume von Freiheit und Sommer, Sonne Strand und Meer zu. Hier wäre eine freundlichere und einfühlsamere Lichtgebung wünschenswert, die das, was der Besucher gerade empfindet, verstärkt. Dagegen erscheinen die Modelle nun in der dunklen Raumatmosphäre eher als unantastbare und leblose Objekte, die nicht viel mit der Welt draußen gemein hat.
Die Rolltreppe führt den Besucher nach unten zum Eingang und Ausgang der Ausstellung zurück – und damit auch wieder zum Licht. Die Zeit des Hinuntergleitens aus der Ausstellung in das BMW Museum wäre hervorragend geeignet, den Besucher aus der Ausstellung zu verabschieden, ihm etwas vom Mini und seiner Geschichte „mitzugeben“ oder ihn einzubinden, bevor er die Ausstellung verlässt. Hier wird der Besucher allein gelassen und aus der Ausstellung „ausgespuckt“.
Immer wieder ist zu beobachten, wie der Eingang und der Anfang von Ausstellungen aufwendig inszeniert werden, Besucher freundlich empfangen werden. Das Ende von Ausstellungen dagegen wird viel zu häufig vergessen und damit unterschätzt. Plötzlich steht der Besucher vor einer Tür, die ihm den Ausgang weist. Er kommt aus dem dunklen Raum ins Licht oder aber wird direkt zum Museumsshop geleitet, der ihm das Ende markiert. Hier in der Mini Ausstellung ist dies eben die Rolltreppe, die das Ende und die Wegführung zurück markiert.
Insgesamt wird wieder mal deutlich, wie eine markante Architektur im Inneren die Ausstellungsinhalte und Objekte dominiert und damit sehr stark auch in die Inszenierung und den roten Faden der Ausstellung eingreift.
Inszenatorisch wäre es sicherlich spannend, die Ausstellung komplett einmal herumzudrehen. Also der Besucher gleitet erst mit der Rolltreppe nach oben, was dramaturgisch schon Spannung aufbaut und dann auf den beiden hell inszenierten Plattformen die Vielfalt und Besonderheit betrachtet, bevor er die Rotunde hinabschlendert und sozusagen auf dem Boulevard die faszinierende Geschichte erleben kann. Verabschiedet wird der Besucher am Ende der Ausstellung vielleicht dann mit einer emphatischen Inszenierung: „Welcher Mini-Typ bin ich?“.
So ist die Salatschüssel als eine wahrlich beeindruckende Architektur zu betrachten. Ob sie sich für aktuelle Ausstellungsformen und Ausstellungspräsentationen eignet, ist zu diskutieren.